Meine erste kleine Reise- ein Wochenende in CapeCoast
Letztes Wochenende stand meine erste kleine Reise an. Bisher
habe ich ja nur unser kleines Dorf Sakyikrom, den Markt in Nsawam und Teile von
Accra gesehen. Dementsprechend groß war die Vorfreude auf das geplante
Wochenende in CapeCoast. Endlich konnte ich mehr von Ghana sehen, mehr über das
Land lernen und natürlich neue Menschen kennenlernen.
Kaja hat Freunde die aktiv in der Organisation „Recycle-up-Ghana“
sind, welche ein Teil von „Technik-ohne-Grenzen“ ist. Diese Organisation wollte
sich am Samstag zu einem Meeting mit anschließendem Workshop in der Uni in
Capecoast treffen. Das war der eigentliche Grund für unsere Reise: an dem
Workshop teilnehmen, mehr über die Projekte der Organisation lernen und neue
Kontakte knüpfen. (Spoiler: der „Workshop“ bestand dann doch eher aus feiern
und am Strand chillen).
Also machten wir uns am Freitag nach Schulschluss mit
unseren Rucksäcken auf zur „New-Road“, der einzigen großen mehrspurigen Straße
hier, welche sowohl in Richtung Accra, als auch in Richtung Kumasi führt. Dort
warteten wir, bis ein Trotro vorbeifuhr, welches wir ran winken konnten. Dann
gings im klapprigen aber dennoch beängstigend schnellen Trotro auf nach CapeCoast.
Zweimal mussten wir umsteigen und insgesamt waren wir 5 Stunden unterwegs. 5
Stunden in einem engen und klapprigen Trotro hört sich viel an aber die Zeit
verging wie im Flug, da irgendwie immer etwas passiert ist. Im Trotro habe ich
Prince kennengelernt. Wir haben einen Deal abgemacht, dass ich ihm Deutsch beibringe
und er mir mit meinem Twi weiterhilft. Das stellte sich als gar nicht so leicht
heraus… erst nach fünf Minuten, habe ich gecheckt, dass er die ganze Zeit
dachte, mein Name wäre „ich heiße“. Oft wurde die Fahrt auch von schwer
bewaffneten Polizisten unterbrochen, welche immer mit Taschenlampen in das
Trotro leuchten und die Fahrgäste so kontrollieren. Als wir dann im Dunklen
endlich CapeCoast erreicht hatten, machten wir uns zu Fuß auf den Weg zu einem
kleinen Hotel. Die Menschen helfen alle sofort, wenn man Sie nach dem Weg fragt
und ich habe mich zu keiner Zeit unwohl auf den Straßen gefühlt (auch nicht
Nachts!). Nachdem wir unsere Rucksäcke ins Zimmer gebracht hatten, machten wir
uns auf den Weg in die Stadt, um etwas Essbares zu finden und Kajas Lieblings-Bar
aufzusuchen. Gestärkt mit Nudeln von einer lieben Straßenverkäuferin, fanden
wir uns vor der ziemlich düster aussehenden Strandbar wieder. Eine Gruppe von
jungen Männern kam sofort auf uns zu und erklärte uns, dass die Bar vor zwei Monaten
von der Polizei geräumt wurde, wahrscheinlich
da dort zu viel geraucht wurde (Rauchen ist ein absolutes Tabu-Thema hier in
Ghana!!). Die Ghanaer wollten uns aber begleiten und kannten eine andere Bar in
der Nähe. So machten wir uns zusammen auf den Weg und verbrachten mit unseren
neuen Freunden einen entspannten Abend in der „Sahara-Bar“. Die Jungs waren total
begeistert vom deutschen Fußball, wir haben aber auch zusammen über Rassismus,
Ungleichheit auf der Welt und viiiieles mehr gesprochen. Es war wirklich total
interessant sich so auszutauschen! Außerdem habe ich das erste Mal Orijin
(ghanaisches Bier) probiert und war wirklich positiv überrascht. Unsere neuen
Freunde haben uns dann noch zum Hotel begleitet (das ist hier so üblich, dass
man Frauen nie alleine nach Hause gehen lässt). Dort sind wir dann nur noch todmüde
in unser Bett gefallen –jaaa ein Bett für uns drei.
Am nächsten
Morgen waren Lisa und ich so müde, dass wir Kaja erstmal alleine in die Uni
haben fahren lassen. Wenig später sind wir dann auch in die Stadt geschlendert
und haben uns Frühstück auf der Straße geholt. Das man als Weißer viel
Aufmerksamkeit auf sich zieht, sind wir ja schon gewöhnt. Ständig wird man lieb
gegrüßt und es wird gefragt wie es einem geht. Oft wurden wir auch von Kindern
umringt, die fotografiert werden wollten, Essen auf Körben auf dem Kopf trugen,
um es zu verkaufen oder nach Geld fragten, um sich etwas zu trinken kaufen zu
können. Das ist zwar manchmal etwas anstrengend aber man fühlt sich immer sehr Willkommen
und kommt schnell ins Gespräch mit den Locals.
Unser erster
richtiger Programmpunkt war ein Besuch des CapeCoast-Castle. Eine riesige weiße
Burganlage an der Küste, welche während Kolonialzeiten erbaut wurde und eine Hochburg
des Sklavenhandels war. Wir haben uns das Museum und die ehemaligen Dungeons angeschaut.
In diesen dunklen Kerkern, wurden die Menschen wie Tiere gehalten- angekettet
und Krankheiten, Hunger und oft auch dem Tod ausgesetzt. Ein unterirdischer Tunnel führt von den Kerkern in das Meer, so dass sie direkt zu den Sklavenschiffen transportiert werden konnten. Traurig, entsetzt und
vor allem voller Scham verließen wir die Burganlage. Unser Führer für den Rundgang
hat uns am Ende noch eine simple Botschaft mit auf den Weg gegeben:
„This part
of our history should never be forgotten and should never happen again. But Slavery and Human-Trading still
exists today. Please fight against it and stand up for a better world.”
Anschließend haben wir uns zum Strand begeben um etwas
runter zu kommen und die Sonne zu genießen. Dort haben wir auch das erste Mal seit
Ewigkeiten wieder andere Europäer gesehen, welche unter den Palmen entspannten
oder mit den riesigen Wellen zu kämpfen hatten. Als sich der Hunger bemerkbar
machte, haben wir uns auf Kajas Empfehlung ins „Baobab“ begeben. Dies ist eine
nachhaltiges Hostel und Restaurant welches zu einer Schule gehört, die durch
die Einnahmen finanziert werden soll. Mit Blick auf die Wellblechdächer und das
Meer haben wir dann gegessen.
Unser letzter geplanter Programmpunkt war die Besichtigung
des „WilliamCastle“, welches auf einem Hang über der Stadt liegt. Dort wurden
wir von einer netten Familie mit vielen aufgeweckten Kindern empfangen, die
tatsächlich in dem Castle (es ist eher eine Art Leuchtturm) wohnt. Für eine
kleine Spende haben sie uns dann die sehr beängstigende, da vor Rost zerfallende,
Treppe hochsteigen lassen. Oben
angekommen, hatten wir einen Rundumblick über die Stadt: die Dächer, die
Kirchen, die Straßenverkäufer, das Meer, die Fischerboote und sogar die Kinder
die auf den Wegen Fußball spielen, konnten wir sehen. Es war wirklich großartig
und die Familie war sehr nett.
Da der Workshop leider ausfallen musste, da zu wenig
Freiwillige gekommen sind, haben wir uns im Anschluss mit Kaja und den ganzen
anderen Studenten und Recycel-up-Ghana-Mitarbeitern am Strand getroffen.
Ausklingen lassen haben wir den Abend dann im Oasis- ein BeachResort. Dort
haben wir gefeiert und getanzt und es gab sogar eine Gruppe die zu lokalen Rhythmen
getrommelt hat und afrikanische Tänze vorgeführt hat. Mit einem Taxi gings dann
nachts ins Hotel. Diesmal haben wir uns das Bett sogar zu viert geteilt, da Rahim
noch eine Unterkunft gebraucht hat. Rahim arbeitet auch ehrenamtlich bei Recycel-up-Ghana
und wohnt in Kumasi. Wir haben uns fest vorgenommen, ihn mal dort besuchen zu
kommen, vielleicht schon nächstes Wochenende- wer weiß…
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