Unsere Spuren in Afrika - Eine Fotoreihe
Unser Konsum, unser Lebensstil hinterlässt Spuren. Aber wo?
Und wie? Wenn wir unsere alten Geräte, wie Handys oder Autos abgeben oder
wegwerfen, dann sind sie für uns einfach weg, nicht mehr sichtbar. Aus den
Augen und aus dem Sinn.
Fakt ist aber natürlich, dass sie sich nach unserem
Gebrauch nicht einfach in Luft auflösen. Wir sind nur eine kleine
Zwischenstation auf dem Weg eines Autos. Vor und nach uns legt es weite Wege
zurück und selbst wenn wir davon ausgehen, dass es ja viel zu „schrottig“ für
den weiteren Gebrauch ist, so ist genau dieses Auto für einen Taxi-Fahrer in
Accra vielleicht ein absoluter Glücksgriff und sein Begleiter für die nächsten
zehn Jahre. Eigentlich täglich sehe ich hier in Ghana deutsche oder europäische
Spuren. Das können alte Getränkeautomaten, Klamotten, Autos oder gar Schulhefte
sein. Man hat das Gefühl, alles was bei uns ausrangiert wird, landet hier und
wird mit viel Kreativität (Not macht erfinderisch) weiterbenutzt. Am
deutlichsten fällt das bei den Trotros auf. Gefühlt jedes dritte Trotro, dass
ich sehe, ist mit einem deutschen Schriftzug versehen. Egal, ob es sich um
einen Krankenwagen oder den Lieferwagen von Schmitts Schlüsseldienst handelt:
alles wird mit Plastiksitzen ausgestattet, notbedürftig repariert und zum Transport
genutzt. Reifen die geplatzt sind, kaputte Bremsen und Löcher im Boden spielen
dabei keine Rolle - solange das Trotro noch fährt, kann es auch im
Straßenverkehr unterwegs sein. Natürlich ist das gefährlich. Ich muss oft an
meinen Kollegen Maxwell denken, der seine Brüder bei einem Trotro-Unfall
verloren hat. Und natürlich ist es auch ungerecht. Wir schmeißen unsere
Produkte weg, wenn wir sie nicht mehr als aktuell oder neu genug empfinden und
können uns dann ein sicheres, niegelnagelneues Modell leisten, während unser
„Schrott“ zum Beispiel hier in Ghana landet und von Menschen genutzt wird, die
sich unsere Standards niemals leisten könnten. Aber davon bekommen wir ja
meistens sowieso nichts mit. Wie gesagt, aus den Augen und aus dem Sinn.
Ich finde, wir sollten öfter damit konfrontiert werden, wie
weit die Folgen unseres alltäglichen Handelns eigentlich reichen. Ich glaube
nämlich kaum, dass der Handwerker von nebenan weiß, dass sein alter Wagen
gerade in Kumasi unterwegs ist oder dass das Kuscheltier seiner Tochter in
Accra auf dem Markt verkauft wird.
Unteranderem deshalb, habe ich irgendwann angefangen, alle
deutschen Spuren, die mir so begegnet sind, zu fotografieren. Das war manchmal
spannend, manchmal lustig und manchmal auch erschreckend - ich hätte
schließlich nie gedacht, dass ich hier in der Fremde so oft mit meiner
deutschen Heimat konfrontiert werde!
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