2 Monate rum: Updates aus Ghana


Von Eidechsen, Supermärkten, Ausflügen und Poesie- Updates aus Ghana


In den letzten Wochen ist so viel passiert, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll und ich mir ziemlich sicher bin, dass ich irgendetwas Wichtiges vergessen werde… Kein Wunder, mittlerweile sind ja auch schon fast die ersten zwei Monate vorbei! Es wird also Zeit für ein kleines, großes Update:


Wir haben die letzten Wochenenden einige Ausflüge gemacht. So sind  wir zum Beispiel zusammen mit Maxwell (er arbeitet im Sekretariat der Schule) nach Aburi gefahren. Aburi ist eine kleine Stadt, welche in der Nähe von Accra auf einem hohen Berg liegt. Dort haben wir den botanischen Garten besichtigt. Maxwell hat uns gezeigt, wo die Mangos, Annanas und Avocados wachsen und ich habe das erste Mal in meinem Leben eine Kakaofrucht vom Baum gepflückt und Palmwine getrunken (Leider ist meine Palmwine-Flasche wegen des Alkoholgehalts im Taxi explodiert…). Davon abgesehen, dass ich zum Teil Angst hatte, dass unser Trotro es nicht den Berg hochschafft oder auf den abenteuerlichen Wegen einfach umkippt, habe ich auch die Trotro-Fahrt nach Aburi, durch die kleinen Dörfer und hügeligen Landschaften, sehr genossen.
Außerdem haben wir Sandra und ihre Schwestern in die Kirche begleitet, da dort TraditionalWeek war. Das heißt, auf dem Programm standen ganz viele traditionelle Tänze, Gesänge und Gewänder. Es war super interessant, sich das mal anzugucken und die Leute waren alle sehr nett! Das einzige komische war, dass wir wie Superstars behandelt wurden und jeder mit uns Fotos machen wollte oder uns berühren wollte. Auch wenn ich mich mittlerweile fast daran gewöhnt habe, dass immer sehr viel Aufmerksamkeit auf mich gerichtet wird, war das schon sehr gewöhnungsbedürftig. Ich will gar nicht erst wissen, auf wie vielen Facebook-Profilbildern ich jetzt zu sehen bin!
Leider hatte ich in den letzten Tagen auch wieder einige tierische Begegnungen. Von einer riesigen bunten Eidechse, die meinem Fuß einen Besuch abgestattet hat, bis hin zu einer wahnsinnig schnellen Spinne, welche mir, als ich sie töten wollte, entgegengesprungen ist, war so einiges dabei. Kaja hat nur trocken bemerkt: „Die Tiere scheinen dich ja echt zu mögen“ und Sandras Kommentar dazu war: 

„This is Africa for you!“
 Die Monster-Spinne, von der ich schon mal berichtet hatte, ist auch nochmal aufgetaucht und wurde dann gottseidank von unserem Nachbarn getötet. Wenn das so weiter geht, kann ich echt bald das Schreiben einer Kolumne mit „Lottes tierischen Begegnungen“ beginnen- ich hoffe dazu muss es erst gar nicht kommen.
Kaja ist übrigens mittlerweile abgereist, was bedeutet, dass wir jetzt die einzigen „Obronis“ (=Weißen) in der Stadt sind. Ob wir so auf uns allein gestellt überhaupt zurechtkommen, haben wir letztes Wochenende direkt mal ausgetestet und uns auf den Weg nach Accra gemacht. Ein wenig unsicher, ob wir das so alles alleine hinkriegen, in dieser riesigen, chaotischen Stadt, waren wir uns schon und die Tatsache, dass Sandra meinte sie betet für uns, dass wir überleben, hat es nicht gerade besser gemacht. Wir hatten auch ein paar Probleme mit Trotro-Fahrern, welche uns einfach irgendwo in der Stadt aus dem Trotro geschmissen haben- aber sonst hat doch alles erstaunlich gut geklappt und wir sind – wenn zwar manchmal auf Umwegen- immer an unserem Ziel angekommen. Wir haben einen richtigen Mini-Urlaub in Accra gemacht und uns vom Castle bis hin zum Independence-Square alles Mögliche angeguckt. Dazu gehörten auch der total vermüllte Strand und die Slums von Jamestown- ich glaube ich habe noch nie so viel Müll auf einem Platz gesehen!  Aber auch hier findet man zwischendurch immer wieder  Straßenkünstler oder es werden Feste und Fußballspiele zwischen den Hütten veranstaltet. Ein Highlight des Aufenthaltes war natürlich der Supermarkt. Da wir bei uns nur den Markt haben, mussten wir uns erstmal mit allen möglichen Sachen eindecken und es tat irgendwie unglaublich gut, nach zwei Monaten endlich wieder mal einen richtigen Laden zu betreten. Abends waren wir mit Freunden Pizza essen, was wirklich eine gelungene Abwechslung zu dem täglichen Reis war (wir haben uns auch schon seit einem Monat auf diesen Moment gefreut). Das Nachtleben in Ghanas Hauptstadt konnten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen. In einer Bar haben wir Freiwillige aus Schottland kennengelernt, die einen Fußballverein für die Kinder aus den Slums von Accra leiten. Sie wollen sich jetzt dafür einsetzen, dass auch Mädchen Fußball spielen dürfen. Super spannend! Die belebten und bunten Straßen mit ihrer versteckten Ästhetik und Kunst haben Lisa und mich sogar zu wahren Poeten gemacht:

Wir laufen alleine durch Afrika.
Die Sonne brennt, das Wasser ist rar.
Wir laufen alleine durch Afrika, man glaubt es kaum, doch es ist wahr!
Wir laufen alleine durch Afrika und das jetzt für ein ganzes Jahr.

Das wir hier jetzt wirklich das ganze nächste Jahr verbringen, kann ich immer noch nicht so ganz realisieren; auch wenn man immer mehr in einen Alltag rutscht und das Unterrichten immer besser klappt, ist doch noch alles sehr neu. Das die Sonne brennt und das Wasser rar ist, stimmt übrigens wirklich! Es ist zwar momentan eigentlich noch Regenzeit und es regnet auch fast täglich aber aus unserer Dusche kommt trotzdem kein einziger Tropfen. Deshalb müssen wir uns momentan mit der Eimerdusche zufrieden geben- was bei dem schwülen und heißen Wetter manchmal echt frustrierend sein kann. Aber auch das ist bestimmt Gewöhnungssache!
In Aburi: Welche Tiere uns hier erwarten würden, wollte Maxwell uns nicht verraten...

Der Regenwald inAburi


Die Tänzerinnen bei der TraditionalWeek

Wir machen Fotos mit fremden Menschen

Der Strand von Accra

Eine Spinne in unserem Zimmer (in echt noch 100 mal angsteinflößender!!)

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