Ein Wochenende in Sakyikrom

Morgensport, Waschen und Tanzen... ein ganz normales Wochenende in Ghana



Da ich schon mehrmals von unseren Reisen durch Ghana berichtet habe (nach CapeCoast, Accra oder zu den ShaiHills), dachte ich, es wird mal Zeit euch zu zeigen, wie ein ganz gewöhnliches Wochenende in Sakyikrom abläuft. Gewöhnlich ist eigentlich gar nicht die richtige Beschreibung, denn unser letztes Wochenende zu Hause war mindestens so ereignisreich wie eine Reise!


Wir hatten uns für Samstag mit Sandra und Maxwell zum Morgensport verabredet. Als Sandra dann wie wild an unsere Tür klopft um uns zu wecken, ist es gerade mal halb fünf und noch stockdunkel draußen. Wir sind noch total verschlafen und als wir ein paar Minuten später an unserem Nightguard vorbeilaufen, grüße ich ihn prompt mit „Good evening“, was natürlich für Lacher bei Sandra sorgt, die es sowieso total lustig findet, dass wir so verschlafen und unmotiviert sind. Auf dem Weg ins Dorf malen wir uns gemeinsam aus, wie die Schlagzeilen der Zeitungen am nächsten Tag wohl aussehen…: „Two Obronis died during sport-activities in Sakyikrom“. Ein wenig Angst haben Lisa und ich tatsächlich, schließlich haben wir schon etwas länger keinen Sport mehr gemacht und wir können überhaupt nicht einschätzen, was jetzt auf uns zukommen wird. Diese leichte Panik wird nicht gerade besser, als wir auf der Hauptstraße des Dorfes nicht nur auf Maxwell, sondern auf eine große Gruppe treffen. Sie besteht aus Maxwells Brüdern aber auch aus Lehrerkollegen von uns. Insgesamt sind wir dreizehn (10 Jungs und 3 Mädels). Maxwell teilt uns in Zweier-Pärchen auf und wenig später joggen wir hintereinander durch das morgendliche Sakyikrom. Ich staune, wie viel um diese Uhrzeit schon los ist. Die Sonne geht hinter uns auf und auch wenn wir schon vielen Menschen begegnen, wirkt das Dorf doch noch etwas verschlafen. Unterwegs sehen wir noch andere Gruppen an Joggern- es scheint als würden alle Sportler des Dorfes zusammentreffen, da fünf Uhr morgens die einzig erträgliche Uhrzeit am Tag ist. Wir joggen ca. eine halbe Stunde, bis wir ein Feld erreichen, auf dem wir noch einige Kraft- und Dehnübungen machen. Spätestens jetzt bin ich wach und auch froh über die frühe Uhrzeit- im Vergleich zu der sonstigen Hitze ist es doch sehr angenehm kühl. Zum Abschluss teilen wir uns noch in zwei Gruppen auf und spielen Fußball. Nebenbei läuft laute ghanaische Musik- was auch sonst! Dann machen wir uns auf den Weg zurück zur Sygma-School. Mittlerweile ist es auch schon acht Uhr und es wird so langsam immer wärmer. Lisa und ich nehmen uns aber vor, öfter beim Morgensport mit zumachen. Die Gruppe ist total nett und die Schlagzeile unseres Samstagmorgens könnte tatsächlich „Two Obronis have fun during sport-activities in Sakyikrom“ heißen!
Nach unserem wohl verdienten Frühstück, verbringen wir den Vormittag mit dem verhassten Waschen. Das dauert wirklich immer ewig lange und ist ein richtiger Kraftakt. Brunnenwasser anschleppen, Wasser desinfizieren, jedes einzelne Kleidungsstück per Hand waschen, neues Wasser holen, die Kleidung auswaschen und zu guter Letzt alles auf das Schuldach tragen und dort aufhängen. So ganz haben wir den Dreh beim Waschen auch immer noch nicht raus, denn wir fragen uns jedes Mal, wie die Ghanaer es schaffen mit kalten (und nicht immer so sauberen) Brunnenwasser und ein wenig Seife, Flecken aus der Kleidung zu bekommen. Meistens gebe ich einfach auf… dann habe ich halt jetzt bräunliche anstatt weiße Socken...
Als wir das Waschen endlich hinter uns gebracht haben, sind wir uns einig, dass wir eine Belohnung verdient haben. Deshalb steigen wir ins Trotro und fahren zu einem unserer Lieblingsplätze hier: BlueSkies. BlueSkies ist  eine Saftfabrik in Nsawam. Sie stellt nicht nur eine Menge leckerer frischgepresster Säfte, sondern auch viele Arbeitsplätze für die Menschen hier zu Verfügung und außerdem unterstützt Blueskies lokale Bauern! Wir lassen uns einen frischen Mango-Bananen-Saft schmecken, schlendern durch das kleine Dorf Doboro, welches hinter der Fabrik liegt und machen uns dann auf den Rückweg zur Sygma-School. Unterwegs bekomme ich mal wieder einen Heiratsantrag von unserem Taxifahrer. Das ist wirklich immer besonders unangenehm, weil man im Taxi sitzend ja schlecht der Situation endfliehen kann. Aber auch an sowas hat man sich mittlerweile gewöhnt und nach einigem Diskutieren wird  auch mein „Dabi“ (=Nein) akzeptiert.
Der Tag ist aber noch lange nicht vorbei. Wir sind mit Sandra, Maxwell, Shiraka und Grandpa verabredet, um in einer Bar Sandras Geburtstag nachzufeiern.
 In der Sygma-School erreicht uns dann die traurige Nachricht, dass Maxwell nicht mitkommen kann, da vor ein paar Stunden zwei seiner Brüder bei einem Unfall gestorben sind. Auch das ist ein Teil Ghanas. Es gibt keine wirklichen Verkehrsregeln, es wird nicht darauf geachtet ob man einen Führerschein hat, die Straßen befinden sich oftmals in einem katastrophalen Zustand und die Trotros wirken häufig, als würden sie jeden Moment auseinanderfallen- und platzen (es gilt das Motto: so viele Menschen rein wie nur geht). Bisher haben wir das immer mit Humor genommen und uns während den Trotro-Fahrten vorgestellt, wir sitzen in einer Achterbahn; aber bei solchen Nachrichten, wird einem dann doch etwas schlecht. Wir machen uns trotzdem mit den anderen in Grandpas Auto auf nach Accra und landen in einer Bar mit unglaublich lauter afrikanischer Musik. Da es sowieso viel zu laut ist, stehen wir kurzerhand auf und tanzen. Nur Grandpa bleibt sitzen und zieht es vor, uns dabei zu filmen (später erfahre ich, dass meine vergeblichen Versuche Sandras Tanzschritte zu imitieren in seiner Whatsapp-Story gelandet sind). Auf der Rückfahrt zur Schule schlafen Lisa, Sandra und ich tatsächlich alle ein -zu Grandpas Belustigung- und um ein Uhr geht es nach diesem langen und ereignisreichen Samstag dann endlich ins Bett.
Unser Sonntag war leider nicht annähernd so spannend. Die Examen, die unsere Schüler bald in Französisch schreiben, müssen vorbereitet werden, wir müssen das Bad putzen und so kommt unser Wochenende dann auch wirklich zu seinem Ende.

Liebe Grüße nach Deutschland!

Mit Sandra und Lisa beim Morgensport

Unglaublich viele Trotros sind übrigens ausrangierte Lieferwagen aus Deutschland! Wie zum Beispiel dieses hier aus Bonn.

Gönnung bei BlueSkies😊

Auf der Rückfahrt im Trotro

Happy Birthday Sandra!!💚💚💚

 

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