Die EcologyClass


Gemeinsam für Nachhaltigkeit

 Ja, mein Jahr in Ghana ist mittlerweile zu einem Ende gekommen (auch wenn ich es immer noch nicht ganz fassen kann) und trotzdem werden in den nächsten Tagen noch einige letzte Blogbeiträge online kommen. Einfach, weil ich meine finalen Wochen in Ghana so genossen habe, dass mir schlichtweg die Zeit gefehlt hat, mich an das Schreiben zu setzten. Eine Sache darf auf diesem Blog aber nicht unerwähnt bleiben: Die EcologyClass. Sie war und ist ein Herzensprojekt, in das unglaublich viel Arbeit, Zeit, Mut aber vor allem Freude geflossen ist.

Die Idee für ein Umweltprojekt an unserer Schule kam mir schon zu Beginn meines Freiwilligendienstes. Am Anfang war allerdings alles so fremd und neu, dass mir schlichtweg die Energie und der Mut gefehlt hat, mich an ein eigenes Projekt zu wagen. Schließlich muss man von 0 anfangen und weiß nicht, wie realisierbar die eigene Idee ist und vor allem wie sie bei der Schulleitung, den Lehrern und den Schülern ankommt. So vergingen die Monate und Lisa und ich waren gut damit beschäftigt, unsere Französischklassen zu unterrichten und unsere freie Zeit damit zu verbringen, mit den Kindern zu lesen und zu spielen. Die Idee eines Umweltprojektes ging mir allerdings nicht aus dem Kopf, vor allem weil mir in vielen verschiedenen Situationen vorgeführt wurde, dass etwas mehr Informationen bezüglich Nachhaltigkeit und Umweltschutz an unserer Schule nicht schaden könnten. Ca. vier Monate vor unserer Abreise, ist uns bewusst geworden, dass, wenn wir ein eigenes Projekt starten wollen, es jetzt geschehen muss, einfach, weil es sonst zu spät wäre. Also haben wir uns (endlich) getraut es einfach anzupacken und haben uns ein Konzept überlegt.

Bei der EcologyClass handelt es sich – wie der Name schon sagt – um eine Nachhaltigkeitsklasse. Also ein Schulfach, welches die Themen Klimakrise, Umweltverschmutzung und mögliche Lösungsansätze behandelt, sodass, im besten Falle, ein größeres Bewusstsein für dieses globale Problem entsteht. Während unserer Zeit in Ghana, ist uns immer wieder aufgefallen, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass es eine Klimakrise gibt, obwohl sie wahrscheinlich viel früher von den Folgen dieser betroffen sein werden. Dadurch, dass wir in Ghana kein fließendes Wasser hatten, haben wir selbst miterlebt, wie es ist, wenn man quasi direkt von den Umwelteinflüssen abhängig ist. In unserem Jahr waren die, normalerweise einigermaßen vorhersehbaren, Trocken- und Regenzeiten sehr unregelmäßig, sodass es vorkam, dass unser Regenwasserbrunnen (dessen Wasser wir zum Duschen, Spülen und Waschen brauchten) auch mal komplett leer war. Dieses Zusammenleben mit der Natur kannte ich von meinem Leben in Deutschland so nicht und es hat mir vorgezeigt, welche fatalen Folgen der Klimawandel haben kann. Durch die Entkopplung von den Naturereignissen (wir bekommen unser Wasser aus dem Hahn, egal ob es nun regnet oder nicht), wird es vielleicht etwas schwieriger, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie abhängig wir eigentlich von der Natur und dem Klima sind. In Sakyikrom in Ghana, ist diese Entkopplung größtenteils noch nicht so weit fortgeschritten. Viele Menschen bauen ihr Gemüse und Obst selbst an und werden nur durch Brunnen mit Wasser versorgt. Es gibt keine Supermärkte, sondern den Markt, welcher zweimal pro Woche stattfindet und auf dem es die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten nur zu ihrer Saisonzeit gibt (anders als bei uns im Supermarkt). Insgesamt führen die Menschen, so wie ich das mitbekommen habe, in Ghana ein viel nachhaltigeres Leben als wir in Deutschland. Die meisten haben kein eigenes Auto, verbrauchen viel weniger Strom und ernähren sich regional. Das liegt aber nicht daran, dass sie ein besonderes Umweltbewusstsein pflegen, sie haben einfach nicht die finanziellen Möglichkeiten, so zu leben, wie wir das tun. Für den Großteil der Klimaschäden, sind natürlich die reichen Länder, wie wir in Deutschland, verantwortlich. Aus diesem Grund, war es unser Ziel, den Schülern in der EcologyClass, lediglich Informationen über diese Themen zu Verfügung zu stellen, ihnen zu erzählen, was der Klimawandel ist und wer, beziehungsweise was man dafür verantwortbar machen kann. So konnten wir gemeinsam etwas lernen und bewirken. Uns mit erhobenen Zeigefinger vor die Klasse zu stellen und ihnen ein nachhaltiges Leben vorzuschreiben, wäre in unserer Position nicht angebracht und falsch gewesen. Dadurch, dass wir aber so viel Zuspruch in unserer Schule bekommen haben, war es uns allerdings möglich, zusammen mit den Schülern, auch die eine  oder andere „Umweltaktion“ zu starten… Aber dazu kommen wir jetzt. 😀

Wir fingen an, einmal pro Woche für eine Stunde in die „Form 1“, also die siebte Klasse, zu gehen. Zu Beginn sammelten wir erstmal alles, was die Schüler über Klimawandel, unsere Umwelt etc. wussten. Die  Wissenslücken haben wir anschließend versucht zu füllen. So haben wir zum Beispiel Kurzfilme gezeigt, die möglichst einfach komplexe Themen wie den Grünhauseffekt, die Folgen des Klimawandels oder die Verschmutzung durch Mikroplastik erklärt haben. Zusätzlich haben wir uns viel über die neuen Informationen ausgetauscht und versucht diese spielerisch zu festigen – beispielsweise anhand eines „Umweltmemory“ oder Activity-Spiels. Nachdem wir das Gefühl hatten, dass die Kinder nun genau wissen, worum es sich bei Klimawandel und Umweltverschmutzung handelt, wie es dazu kommt und was mögliche Lösungen sind, haben wir angefangen, den Unterricht aktiver und freier zu gestalten. Grandpa (unser Schulleiter) hatte die tolle Idee, eine „PlasticPolice“ zu gründen. Wir haben also jede Woche fünf Schüler aus der EcologyClass ernannt, die es sich zur Aufgabe machen sollten, der restlichen Schülerschaft ein Umweltbewusstsein zu vermitteln und dafür zu sorgen, dass das Schulgelände sauber bleibt. Ein Großteil der Kinder hat diese Aufgabe gewissenhaft übernommen und vor allem die Tatsache, dass sie sich „PoliceOfficer“ nennen durften und ein Wappen angeheftet bekommen haben, hat ihnen viel Spaß bereitet.

Weiter ging es in der EcologyClass mit dem Gestalten von Plakaten. Dabei haben wir den Schülern viel Freiraum gelassen und ihnen lediglich eine Aufgabenstellung gegeben: in Gruppen ein Plakat zu gestalten, indem sie mithilfe des Wissens aus den letzten Einheiten, über die Klimakrise aufklären. Wenige Stunden später konnten wir die fertig gestalteten Plakate auch schon vorstellen lassen und gemeinsam in den Klassen und am Informationsboard der Schule aufhängen.

 In der letzten Schulwoche hatten wir dann ein „PlasticPickup“ geplant. Wir wollten gemeinsam mit der EcologyClass durch unser Dorf laufen und es dabei von den Unmengen an Plastikmüll befreien. Eine kleine Abschiedsaktion, um zusammen mit den Schülern, die uns mittlerweile ans Herz gewachsen waren, Sakyikrom ein wenig schöner zu machen. Doch wir hatten nicht mit Grandpas Unterstützung gerechnet… Der war von unserer Idee so begeistert, dass er kurzerhand die ganze Schule mobilisierte, sodass wir wenig später in einem riesigen Aufmarsch, ausgestattet mit Mülltüten und Besen, durch das Dorf marschierten und dabei für viel Aufregung sorgten. Es war ein wunderschönes Gefühl, so viele Menschen zu sehen, die untereinander wetteiferten, wer denn am meisten Plastik aufgesammelt hätte. Am Ende der Aufräumaktion, waren wir zwar alle erschöpft vom vielen Bücken und Müll aufsammeln aber ein Blick auf den sauberen Weg zur Schule zeigte, dass es sich gelohnt hatte. Rückblickend war das PlasticPickup einer meiner liebsten Momente während der Freiwilligenarbeit.

 In unserer letzten EcologyClass-Stunde überraschten wir dann die Schüler mit einem kleinem Abschiedsgeschenk, damit sie sich auch in Zukunft an unsere gemeinsame Zeit und das Wissen, welches wir uns zusammen erarbeitet hatten, erinnern können. Als wir vor einigen Wochen über die Plastikverschmutzung gesprochen hatten und was die Folgen dieser sind, kamen einige Schüler auf uns zu und fragten ein wenig verzweifelt, was sie denn dagegen tun können. Da war ich erstmal ratlos, denn schließlich gibt es in Ghana keine staatlich organisierte Müllentsorgung und die meisten Lebensmittel auf dem Markt werden nun mal in schwarzen Plastiktüten verkauft. Später kam mir dann die Idee, den Kindern zum Abschied Jutebeutel zu schenken, sodass sie bei zukünftigen Marktbesuchen eine Alternative zu dem Plastik haben. Denn Stoff für die Beutel haben wir auf dem Markt gekauft und uns dabei für das bunte, traditionelle, ghanaische KenteMuster entschieden. Mit dem auserwählten Stoff haben wir unsere Freundin, die Schneiderin Ernestina, in Sakyikrom besucht. Ernestina hat uns einen Haufen wunderschöner Jutebeutel genäht, die wir dann schließlich in unserer Abschiedsstunde an die Kids überreichen konnten. Sie haben sich sehr gefreut und uns sogar versprochen, ab jetzt nur noch mit Jutebeutel einkaufen zu gehen! Das war ein gelungener Abschluss unseres Umweltprojektes und ich bin unglaublich dankbar, dass ich diese Erfahrungen zusammen mit Lisa und den Schülern machen konnte. Mittlerweile sind übrigens neue Freiwillige an der Sygma, die unser Projekt weiterführen werden. Die EcologyClass bleibt also nachhaltig bestehen - das macht mich unglaublich happy!!

So viel zu diesem Herzensprojekt… Nochmals danke an alle die mich unterstützt und mir zugehört haben!

Lotte💛

💚(Mehr Infos und Fotos zur EcologyClass gibt es übrigens auf Instagram unter ecology_class_ghana)💚

Davis, ein stolzer PlasticPoliceOfficer!

Hassya und ihre Gruppe bei dem Vorstellen der Plakate.

Während unserem erfolgreichen PlasticPickup!


Die Jungs stellen ihre Plakate vor.
Die Kids mit ihren neuen Jutebeuteln

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