Meine Freiwilligenarbeit in der Schule
Meine Aufgabe hier an der Sygma Child School, ist das
Unterrichten des Faches Französisch und die allgemeine Unterstützung der
Lehrer/innen bei der Betreuung der Kinder. Nachdem in den ersten zwei
Schulwochen ein totales Chaos geherrscht hat, da viele der Kinder noch gar
nicht mitbekommen hatten, dass die Schule schon wieder angefangen hatte und es
auch noch keine Stundenpläne gab, weshalb die Lehrer sich dementsprechend nicht
dazu verpflichtet gefühlt haben, zu unterrichten, kehrt jetzt so langsam
Ordnung in die Sygma Child School ein. Grandpa hat das Schulsystem erneuert, so
dass es jetzt Klassenlehrer gibt, die eigentlich die ganze Zeit in den Klassen
sind und dort alle Fächer unterrichten. Nur vereinzelte Fächer werden von den
„Subject-Teachern“ unterrichtet. So auch Französisch. Ich unterrichte alle
ersten und zweiten Klassen zweimal die Woche für eine Stunde. Insgesamt komme
ich so auf acht Stunden Unterricht pro Woche. Da ich bei allen Klassen komplett
von vorne anfangen muss, da sie insgesamt alle keine Französisch-Kenntnisse
besitzen, kann ich glücklicherweise immer relativ ähnliche Stunden machen und
muss nicht allzu viel Unterricht vorbereiten. Ich bin glücklich, endlich eine
feste Aufgabe bekommen zu haben und bin super gespannt, wie sich die Kinder und
vor allem mein Verhältnis zu ihnen innerhalb des Jahres endwickeln werden. Das
Unterrichten ist auf jeden Fall eine Herausforderung und ich bin schon
zufrieden, wenn ich es schaffe, dass die Kinder Spaß an der Sprache finden. Das
ist allerdings gar nicht immer so einfach. Ein Problem ist einfach, dass die
Kinder eine ganz andere Art des Unterrichts gewohnt sind als ich. Der
Unterricht hier besteht nämlich zum allergrößten Teil aus Abschreiben (die
Lehrer schreiben einfach ganze Seiten aus ihrem Buch an die Tafel) und aus
Nachsprechen der Lehrer. Die Lehrer sagen laut Sätze oder Wörter oder
rhythmische Sprüche und die Kinder wiederholen im Sprechchor immer und immer
wieder was der Lehrer ihnen vorsagt. Verallgemeinert könnte man sagen, dass die
Kinder in der Schule nicht lernen selbst zu denken und kreativ ihr Wissen
eigenständig anzuwenden. Deshalb musste ich auch erstmal feststellen, dass die
Kinder mit vielen meiner Aufgabenstellungen schlichtweg überfordert waren, da
sie diese überhaupt nicht kannten. Beispielsweise wollten Lisa und ich in
unseren Klassen als Einstieg Namensschilder basteln, was leider nur zum Teil
funktioniert hat. Da wir uns schon gedacht hatten, dass die Kinder
Namensschilder und deren Funktion hier nicht kennen, hatten wir selber welche
gemalt, mit unserem Namen, damit die Kinder sehen, was wir meinen. Diese haben
wir den Kindern dann als Beispiel gezeigt und dann mehrmals erklärt, dass sie
auf das Papierschild vor ihnen IHREN Namen aufschreiben sollen, so wie wir es
mit unserem gemacht hatten. „Write your name on it“ war die Aufgabenstellung.
Als wir dann durch die Reihen gingen, mussten wir feststellen, dass ein
Großteil der Kinder allerdings „Madame Lisa“
auf ihr Schild geschrieben hatten. Einfach weil sie es gewohnt sind, den
Lehrer zu kopieren. So wurde ich auch schon oft mitten in meinem Satz
unterbrochen, weil die Kinder denken, sie müssten mir gemeinsam laut
nachsprechen. Letztens habe ich beispielsweise die „Greetings“ auf Französisch
erklärt und die Kinder haben meine Erklärungen immer laut wiederholt z.B. „Au
revoir means Goodbye in French“. Ich war am Anfang noch immer total verdutzt
aber mittlerweile habe ich gelernt, einigermaßen damit umzugehen. Das traurige
ist, dass ich das Gefühl habe, dass dieses monotone Wiederholen nicht viel in
den Köpfen der Kinder bewegt und sie nicht viel daraus lernen. Lasse ich sie
zum Beispiel zehnmal wiederholen „How are you means Çava“ und frage dann was „How
are you“ in Französisch heißt, weiß es meistens niemand. Aber mit Partnerarbeit
oder anderen Aufgaben, bei denen sie ansatzweise eigenständig sein müssen, sind
sie überfordert. Gerade bei den zwei ersten Klassen die ich unterrichte, stoße
ich oft an meine Grenzen. Viele können noch nicht mal ihren Namen schreiben und
ich habe oft das Gefühl, dass sie mich gar nicht verstehen. Wie soll ich denn
Französisch lehren, ohne Material und ohne dass eine gute gemeinsame Sprachgrundlage
herrscht? Das ist dann manchmal etwas deprimierend und obwohl die Kleinen echt süß sind, wünsche ich mir in manchen
Situationen ältere Kinder. Da hilft es sich vor Augen zu führen, dass es ein
langsamer Prozess ist und ich hoffe, dass ich den Kindern einfach eine
Grundlage gebe, sodass sie die Sprache wenn sie älter sind einfacher so richtig
lernen können. Ich möchte auch versuchen, die Kinder Stück für Stück an
kreativere Aufgaben heranzuführen. Ein paar Erfolge hatten Lisa und ich auch
schon und das Unterrichten macht meistens unglaublich viel Spaß. Zu Symbolen
und Handzeichen habe ich mit den Kindern einen rhythmischen „Rules in
Class“-Spruch gelernt. Das macht ihnen Spaß und die meisten können ihn
mittlerweile auswendig! Auch der „ABC-Song“ Song war ein voller Erfolg und ich
habe mich letztens besonders gefreut, als ich gehört habe, wie sie ihn sogar in
der Pause gesungen haben. Das absolute Highlight ist aber immer die
„French-Music-Box“, die ich gebastelt habe. Wenn die Kinder die Stunde gut
mitgearbeitet haben, dürfen sie aus dieser Box einen Zettel mit einem französischen
Lied ziehen. Das hören wir dann zusammen über meine Bluetooth-Box. Dann sind
alle immer total aufgedreht und glücklich und wir tanzen zusammen –unter den
argwöhnischen Blicken der Klassenlehrer. Mittlerweile werden Lisa und ich auf
dem Schulhof auch oft mit „Bonjour madame“ begrüßt. So langsam gewöhnen sich
die Kinder also an mich und ich gewöhne mich an die Bedingungen unter denen ich
hier unterrichte. Nur an das „canen“ (das Schlagen der Kinder), welches hier
alltäglich ist, werde ich mich wohl nie gewöhnen. (Dazu schreibe ich aber
nochmal einen separaten Eintrag.)
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Hier werden die "Rules in Class" geübt...😝 |
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Einer der Klassenräume, in denen ich unterrichte |
A bientôt! Bis bald!
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