Reise durch den Westen Ghanas

Die Weihnachtsferien und meine erste große Ghana-Reise

In den letzten zwei Wochen bin ich durch den Westen von Ghana gereist. Ich habe so viele unterschiedliche Orte gesehen, vom tiefsten Regenwald über staubige Städte bis hin zu paradiesischen Stränden, war tatsächlich alles dabei. Gleichzeitig habe ich unglaublich viel erlebt, habe neue Menschen kennengelernt, beängstigende Trotro-Fahrten überstanden und die eine oder andere tierische Begegnung gehabt… Ich habe gelernt, dass Spontanität und Gelassenheit die besten Zutaten für eine abenteuerreiche und trotzdem sorglose Reise sind und ich habe die Vielseitigkeit Ghanas kennengelernt – und mich dabei noch mehr in das Land verliebt. Die meisten Menschen sind offen und hilfsbereit, die Straßen sind bunt und belebt und die Natur ist oftmals atemberaubend schön. Die ganzen Erlebnisse, Begegnungen und Abenteuer der Reise, liefern eigentlich viel zu viel Erzählstoff für einen einzigen Blogbeitrag – trotzdem möchte ich euch gerne die schönen Orte vorstellen, die ich auf der Reise besucht habe. Deshalb kommt hier ein Überblick über die unterschiedlichen Etappen auf meiner Reise durch den Westen von Ghana:

1     1) CapeCoast
Einer meiner Lieblingsorte in Ghana! Diese kleine Küstenstadt mit dem großen Castle, dem Palmenstrand und den vielen leckeren Essensständen hat irgendwie ihren ganz eigenen Charme! Hier haben wir uns mit zwei anderen Freiwilligen getroffen und haben uns gemeinsam die Bilder von Straßenkünstlern angeguckt, abends mit kaltem Bier am Strand gesessen und bei einem lustigen Ghanaer mit einem Affen namens Coco als Haustier vegetarischen Burger gegessen. (mehr zu CapeCoast)
 
Kunst in CapeCoast

Sonnenuntergang am Strand von CapeCoast


      2)   Kakum Nationalpark

Dieser Nationalpark in der Nähe von CapeCoast, ist vor allem für seinen Canopywalk bekannt, der auf 40 Meter Höhe durch die Spitzen der Bäume des Regenwaldes führt. Auf dem Weg zu dem schwindelerregendem Touristenhighlight durchqueren wir mit einem Guide und ein paar anderen Ghanaern den Regenwald und halten ab und zu an Bäumen welche für die Einheimischen eine besondere Bedeutung haben oder zu heilenden Zwecken benutzt werden können. Der anschließende Canopywalk ist wirklich beeindruckend! Riesige Bäume soweit das Auge reicht und auch wenn wir leider keine Waldelefanten zu Gesicht bekommen, entdeckt man doch bei genauerem Hinsehen, überall lebendiges Treiben zwischen der vielseitigen Fauna- egal ob bunte Schmetterlinge oder kleine Ameisen die die hohen Baumstämme unbeeindruckt hintereinander hochkrabbeln.

 
Auf dem Canopywalk

Unser netter Guide im Nationalpark

Bäume, soweit das Auge reicht


3    3)  EscapeThreePoints

Dieser Ort wurde uns von Kaja damals als Geheimtipp empfohlen, weshalb wir beschlossen hatten, zusammen mit den anderen Freiwilligen unserer Organisation, die Weihnachtstage hier zu verbringen. EscapeThreePoints ist eine ÖkoLodge, welche direkt am Strand liegt und im Besitztum eines eigenen Waldschutzgebietes und eines Schildkrötenprojekts ist. Wir treffen uns alle in Takoradi und da wir eine so große Gruppe sind und die Lodge sehr abgelegen ist, entscheiden wir uns kurzerhand einfach ein Trotro mitsamt Fahrer zu chartern, um den schwierigen Weg anzutreten. Huckelpiste ist eigentlich die bessere Beschreibung für die Strecke die wir dann zurücklegen müssen. Es geht durch riesige Pfützen, über Steine, bergauf und bergab durch den Regenwald. Einmal bleiben wir in einer Pfütze stecken und schaffen es nur mit Hilfe von ein paar Freunden des Fahrers, welche kräftig anschieben,  weiterzukommen. Bei der nächsten Pfütze steigt der Fahrer sicherheitshalber vorher aus und watet selbst barfuß durchs braune Wasser, um sicherzugehen, dass wir mit dem Trotro passieren können. So kommen wir irgendwann an dem Eingang der Lodge an – alle sind sehr gespannt, denn schließlich hat uns Kaja viel von diesem Ort versprochen. Unsere Erwartungen werden nicht enttäuscht – EscapeThreePoints ist wirklich magisch! Der Regenwald grenzt hier praktisch direkt an einen weiten, verlassenen Palmenstrand – zwischendrin liegen die kleinen Holzhütten der Ökolodge. Die Atmosphäre des Geländes hat etwas  total entspanntes, fast meditatives. Man duscht mit einer Regendusche unter den Blättern der Bäume und die Zähne werden natürlich mit Meeresblick geputzt. Tagsüber kann man schwimmen oder surfen gehen, sich mit den anderen interessanten Gästen auf der Terrasse unterhalten oder einfach in einer der Hängematten entspannen. Nachts liegen wir in dem Dorm, unter unseren Moskitonetzen und hören das Rauschen des Meeres, vermischt mit dem Zirpen der Grillen aus dem Wald. Hier verbringen wir also Weihnachten. Es fühlt sich zwar überhaupt nicht wie Weihnachten an aber trotzdem genießen wir den Abend mit ganz viel Wein am gemeinsamen Lagerfeuer (dieses ist wegen eines Stromausfalls übrigens die einzige Lichtquelle). Dann werden wir total unerwartet mit einem Weihnachtswunder überrascht: Die Meeresschildkröten schlüpfen! Wir helfen alle vorsichtig mit und auch ich trage eine Schildkröte mit beiden Händen in Richtung Wasser, um sie dann sanft in den Wellen abzusetzen. Was für ein magischer Moment und was für eine Ehre, dass wir diesen kleinen, leider auf der roten Liste der bedrohten Tierarten stehenden, Lebewesen bei ihren ersten Lebensschritten behilflich sein konnten! Von dieser Überraschung beflügelt gehen wir noch einmal nachts im Ozean schwimmen und legen uns dann mit unseren Schlafsäcken an den Strand (Ich weiß, das sollte man in einem tropischen Gebiet eigentlich nicht machen…). Den nächsten Tag verbringen wir mit Schwimmen, Lesen und einer Wanderung am Strand entlang und durch den Regenwald, indem tatsächlich ein kleines Dorf liegt. Hier treffen wir einen jungen Mann, der uns zu einem Leuchtturm führt. Die Aussicht von dort auf den Ozean und den Regenwald ist wirklich überwältigend (mit viel Glück kann man von hier aus auch Wale sehen, uns wollen sie sich aber leider nicht offenbaren). An unserem Abreisetag geht es dann mit unseren  dicken Backpacks auf kleine Motorräder- der einzige Weg zurück zur nächsten Stadt. Froh, dass wir die holprige Fahrt überlebt haben, verabschieden wir uns voneinander und für Lisa und mich geht es weiter nach PrincesTown…

 
In dieser Hütte befindet sich unser Dorm

Am Strand

Lisa und ich am 24.12.2018

Der Blick vom Leuchtturm

Dieses spontane Foto habe ich von dem jungen Mann gemacht, der uns zum Leuchtturm geführt hat

Weiter gehts!

"Meine" Schildkröte😊



4    4) PrincesTown

Dieser kleine, untouristische Ort ist unser nächstes Ziel. Als wir nach einer etwas umständlichen Trotro-Fahrt in PrincesTown ankommen, erkundigen wir uns erstmal nach der Lage des Hostels, welches wir uns aus meinem Reiseführer herausgesucht haben. Leider müssen wir erfahren, dass es dieses gar nicht mehr gibt und dass die einzige Übernachtungsmöglichkeit das alte deutsche Castle ist, was mittlerweile von der ghanaischen Regierung zu einem Guesthouse umfunktioniert wurde. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als in dem Castle zu übernachten. Das „Fort Gross-Friedrichsburg“ ist die einzige übrig gebliebene deutsche Sklavenburg in Ghana. Eigentlich ist nur eine Ruine von dem ehemaligen Bau übrig geblieben, doch die ghanaische Regierung hat die Burg mehr oder weniger erfolgreich restauriert. Zum Teil haben wir wirklich das Gefühl, in einer alten Ruine zu schlafen; viele Wände sind eingerissen, die Räume sind meist groß und kahl, mit einem alten Bett, welches als einziges Möblier in der Mitte steht. Fledermäuse sausen durch die Gänge und wir sind uns einig, dass dieser Ort die perfekte Location für einen Horrorfilm abgeben würde. Hinzu kommt natürlich noch die grausame Geschichte des Castles. Ungefähr 300.000 Sklaven sollen hier festgehalten worden sein und auf unserer Entdeckungstür über das Gelände, finden wir tatsächlich die Überreste von Katakomben. An einer Tür hängt sogar noch ein Schild mit einem Wappen und der Aufschrift „Preußischer Amtsvorsteher“. Angesichts dieses Hintergrunds fühlen wir uns trotz der wunderschönen Lage, mit Blick auf den Ozean und das vom Regenwald umgebende Dorf, unwohl. Sollte so ein Ort nicht eher eine Denkmalstätte oder ein Museum sein, anstelle einer Übernachtungsmöglichkeit für europäische Touristen? Die Tatsache, dass das Castle zumindest in den Händen der ghanaischen Regierung ist und nicht von Ausländern aufgekauft wurde, welches es zu einem Luxushotel umfunktionieren könnten (das ist auch häufig der Fall!) beruhigt uns wenigstens etwas. Trotzdem sind wir froh, dass noch eine Spanierin da ist, so dass wir nicht die einzigen sind, die auf dem Castle übernachten. Wir verbringen den nächsten Tag mit Waschen (muss auch mal wieder sein) und einem Spaziergang durch das kleine Dorf. Hierbei stoßen wir auf einen Fluss, welcher in das Meer mündet. Ein Fischer legt gerade mit seinem Kanu an und erklärt sich dazu bereit, mit uns über den Fluss zu einer Palmwine-Plantage zu fahren. Diese befindet sich quasi versteckt mitten im Dschungel. Auf einer Holzbank sitzen ein paar Männer, umgeben von großen Kanistern aus denen es dampft und köchelt. Die Szene erinnert ein wenig an eine Hexenküche und an der Reaktion der Männer auf unser Erscheinen, merken wir, dass wir wahrscheinlich die ersten „Touris“ sind, die sich hier hin verirrt haben. Trotzdem weihen sie uns in die Kunst der Palmwine-Herstellung ein und wir dürfen zum Schluss auch mal probieren. Unser nächster Ausflug in PrincesTown startet früh morgens um sechs Uhr und führt uns (wieder mit dem traditionellen, selbstgemachten Kanu) auf die „Ehunli-Lagune“. Durch den Sahara-Sand der mit dem Harmattan herbeigeweht wird, liegt eine Art Nebel auf der Lagune. Wir sind die einzigen die um diese Uhrzeit auf dem Wasser sind und der dichte Mangrovenwald  durch den wir schippern hat fast schon etwas mystisches. Wir sehen mehrere Affen in den Bäumen, nur die Krokodile zeigen sich (leider?) nicht. So viel zu PrincesTown… weiter geht’s nach Beyin!

Kanufahrt durch die Lagune

Auf der Palmwine Plantage
Ein Teil des Castles
Früh morgens auf der Lagune

Kanu fahren



5    5) Beyin

Beyin wurde in meinem Reiseführer als touristischer Strandort beschrieben. Letztendlich sind wir aber die einzigen Touristen weit und breit und es ist so wenig los im Ort, dass es uns schwerfällt, etwas Essbares zu finden. Wir kommen in einer Bambushütte direkt am Strand unter und springen erstmal in das kühle Wasser. Abends lernen wir Rasta und seinen Bruder kennen. Mit ihnen machen wir ein Lagerfeuer am Strand und Rasta (der natürlich wegen seinen Rasta-Haaren so heißt) singt mit uns Reggae-Lieder und wir suchen nach Meeresschildkröten, finden leider aber nur ihre Spuren im Sand. Am nächsten Tag besichtigen wir das Dorf Nzulezo, welches auf Stelzen in einem großen See gebaut wurde. Mit einem Kanu (was auch sonst) geht es durch die Waldlandschaft (stellenweise fühlen wir uns wirklich, als wären wir im Dschungelbuch gelandet!). Dann hört der Regenwald abrupt auf und der See breitet sich vor uns auf. In der Ferne kann man schon die Häuser des Dorfes erkennen, welches wirklich komplett auf Stelzen im Wasser steht. Sogar eine Kirche und eine Schule gibt es in dem Fischerdorf und die Bewohner laufen beschäftigt auf den Stegen hin und her. Übermüdet von diesen ganzen Eindrücken fallen wir abends ins Bett, um feststellen zu müssen, dass sich in der Hütte neben uns eine Art Sekte niedergelassen hat. Bis tief in die Nacht müssen wir uns die gruseligen Sprechgesänge und Schreigeräusche unserer Nachbarn anhören, bis auch diese dann endlich Ruhe geben. Am nächsten Morgen machen wir uns erschöpft auf den Weg zur AnkassaArea.

 
Hier schlafen wir in einer Hütte, direkt am Strand

Im Stelzendorf Nzulezu

Die Kinder waschen ihre Wäsche einfach im See



6    6) AnkassaArea

Die Ankassa-Protected-Area ist ein 509 km² großes Regenwaldgebiet, welches die größte Artenvielfalt in Ghana aufweist. Hier gibt es Waldelefanten, viele verschiedene Affenarten, Antilopen, Krokodile und unzählige Vögel und Insekten. Wir bleiben für eine Nacht und verbringen diese in einer auf Stelzen stehenden Hütte mitten im Wald. Früh morgens sind wir mit einem Guide verabredet, welcher uns auf eine Wanderung durch den Wald begleiten wird (alleine darf man das Gebiet nicht betreten). Erst laufen wir auf einem vorgelegten Pfad entlang und der Guide erklärt uns das „Ankassa“ „Stille“ bedeutet. Das finde ich lustig, denn während unserer Wanderung ist es alles andere als still. Man hört unzählig viele Tiere um sich herum: manche singen, andere zirpen und summen und von einigen kommt ein lautes Kreischen - es ist wirklich unglaublich laut! Der Guide versteht sofort, warum ich lachen muss und erzählt uns die Geschichte, nach der der Wald benannt wurde. Demnach sind wohl den ersten Menschen die den Wald betraten, schlimme Dinge passiert und sie wurden von den „Spirits“ bestraft, da sie laut waren und keine Rücksicht auf ihre Umgebung genommen haben. Deshalb glauben die Locals daran, dass man leise sein muss, wenn man sich im Wald aufhält und gaben ihm den Namen „Ankassa“. Auch wenn Lisa und ich, im Gegensatz zu den meisten Ghanaern, nicht an die „Spirits“ glauben, gefällt uns diese Geschichte und als ob wir uns stumm darauf geeinigt hätten, wird im Laufe der Wanderung nur noch das Nötigste gesagt. Nach einer Weile verkündet der Guide uns, dass wir jetzt in den „richtigen“ Wald gehen und er verschwindet einfach links im Gestrüpp. Wir folgen ihm und mir wird endlich klar, wozu er die Machete mitgenommen hat. Eine gefühlte Ewigkeit wandern wir mitten durch den Regenwald, es wird fast kein Wort gewechselt und es ist als ob wir in eine andere Welt abtauchen. Wir müssen oft über riesige umgefallene Baumstämme klettern und durch das dichte Blätterdach der grünen Riesen ist es sehr dunkel. Der Guide schlägt uns, immer wenn es nötig ist, mit der Machete den „Weg“ frei und ich frage mich, wie er es schafft, in dieser Umgebung die Orientierung zu behalten. Wir sehen menschengroße Wurzeln und dicke Baumstämme, die sich umeinander drehen und von Lianen umgeben werden. Ab und zu bleibt unser Guide abrupt stehen und starrt angestrengt ins Gebüsch. Hat er etwas gerochen? Oder Elefantenspuren gesehen? Meistens geht er nach einiger Zeit kommentarlos weiter, nur einmal erklärt er uns, dass neben uns wohl ein Affe sitzen würde (wir können ihn allerdings im dichten Grün nicht sehen). Der Lärm, die Dunkelheit und die vielen abstrakten Formen und Gerüche des Waldes wirken so unreal, dass ich vor lauter neuer Eindrücke am Ende der Wanderung zwar glücklich aber auch total übermüdet bin. Trotzdem packen wir unsere Backpacks und bestellen Motoräder für unsere Weiterreise nach Axim. Letztendlich kommt nur ein Motorrad an unserer Hütte an, auf das wir uns nun zu dritt (inklusive zwei dicker Backpacks) quetschen müssen… die anschließende Fahrt über steinige Wege durch Wald und Dörfer, ist mindestens genauso aufregend, wie die Wanderung am Morgen und ich bin sehr erleichtert, als ich (mit einer Brandwunde) von dem Motorrad steigen kann.

 
Ab ins Gebüsch!

Auf dem Weg zum Treffpunkt mit unserem Guide



7    7) Axim

Axim ist eine kleine Stadt an der Küste. Hier treffen wir uns spontan mit anderen Freiwilligen, um zusammen Silvester zu feiern. Wir finden ein heruntergekommenes aber billiges Hotel in der Stadtmitte und machen uns auf um Reis und Nudeln von der Straße zu essen. Dann suchen wir eine Bar oder einen Club, um in das neue Jahr feiern zu können. Da Silvester aber alle in der Kirche sind,  haben die meisten Bars geschlossen und wir sind froh als uns ein Ghanaer schließlich zu einer kleinen (aber dafür sehr lauten) Kneipe führt. Hier stoßen wir gemeinsam an und begeben uns dann nach draußen. Eigentlich hatten wir nicht damit gerechnet, dass es in dieser kleinen und verschlafenen Stadt ein Feuerwerk gibt; deshalb freuen wir uns umso mehr, als dann tatsächlich ein paar vereinzelte Raketen in den Himmel aufsteigen. Auf 2019! Den nächsten Morgen müssen wir erstmal ausschlafen. Irgendwann kommen wir dann aber doch aus dem Bett und setzten uns zum Frühstück an den schönen, leider aber sehr dreckigen Strand. Von anderen Touristen fehlt weit und breit jede Spur, dafür tummeln sich die bunten Fischerboote im Wasser. Im Trotro geht’s weiter nach Takoradi.

 
In Axim am 01.01.2019

Am Strand von Axim



8    8) Takoradi

Takoradi war eigentlich nur ein Zwischenstopp auf unserer weiteren Reise nach Kumasi. Trotzdem gefällt uns die Stadt so gut, dass wir beschließen, irgendwann nochmal herzukommen. Der Markt verteilt sich über das ganze Stadtzentrum und sorgt dafür, dass es überall leckeres Essen, ghanaische Musik und laut verhandelnde Menschen zu bestaunen gibt. Durch Zufall und die nette Hilfe eines Mannes finden wir ein günstiges Hotel mit einem schönen Innenhof und großen Balkon mit Blick auf eine belebte Straße (fließendes Wasser und Strom gibt es auch!!). Auf dem Markt probieren wir gerade neues Essen aus, als ein riesiger Menschenzug an uns vorbeizieht. Die Menschen haben alle bunte Kostüme und Masken an und spielen Trompete, tanzen, trommeln und singen. Diese Neujahrstradition erinnert mich fast ein wenig an unseren Kölner Karneval und wir laufen ein kleines Stückchen mit, bis es uns zu anstrengend wird, da viele Fotos mit uns machen wollen. Deshalb beobachten wir den Zug dann doch von dem Balkon aus und lassen dort auch den Abend zusammen mit einer Kerze und frischer Mango ausklingen.

 
Aussicht von dem Balkon

Neujahrsumzug in Takoradi



9    9) Bosomtwe-Lake

Nach einer langen anstrengenden Trotro-Fahrt mit mehreren Zwischenstopps kommen wir abends endlich am Bosomtwe-Lake an. Dieser riesige See in der Nähe von Kumasi ist vor ca. einer Million Jahren durch einen Meteoriteneinschlag entstanden. Wir sind in einer abgelegen Hotelanlage (die allerdings wunderschön ist und direkt am See liegt!!) Mit unseren Freunden Maren und Cecilia verabredet. Zusammen wollen wir die letzten Tage am See und in Kumasi verbringen. Bis auf eine nette Gruppe campender Holländer (die trifft man selbst im abgelegensten Winkel Afrikas😜) sind wir die einzigen  Gäste des Hotels und haben den Schlafsaal deshalb ganz für uns allein. Den ersten vollen Tag am See verbringen wir mit einer Wanderung zu einer Pferderanch, die im Reiseführer empfohlen wurde. Die Wanderung führt uns durch kleine Dörfer, Wälder und vertrocknete Felder und es ist sehr entspannend, einfach so plaudernd und ohne angesprochen oder fotografiert zu werden über die staubigen Wege zu laufen. Die „Green-Ranch“ enttäuscht uns nicht: Die Esel und Pferde laufen auf dem Gelände frei herum, es gibt eine wunderschöne Terrasse mit Seeblick, nette Menschen und leckeres veganes Essen. Durch den Harmattan ist die Sicht leider ziemlich diesig und man kann die Berge die hinter dem See liegen nur grob erahnen. Trotzdem sitzen wir lange auf der Terrasse und genießen die Atmosphäre hier. Deshalb müssen wir den Rückweg zum Hotel zum Teil auch in vollkommender Dunkelheit zurücklegen. Dafür laden uns die Holländer zusammen mit einigen Locals zu einem Lagerfeuer am Ufer des Sees ein. Dort wird Gitarre gespielt und gesungen, bis die Frösche so genervt sind, dass sie uns mit ihrem lauten Gequake vertreiben.

 
Die Terrasse der Ranch mit der Sicht auf den See (die dank Sahara-Sandes in der Luft leider nicht vorhanden ist🙅)

Maren und der Esel😎



1    10) Kumasi

Kumasi ist die zweitgrößte Stadt in Ghana und dafür bekannt, laut, bunt, voll und chaotisch zu sein. Fast die ganze Stadt besteht aus dem Markt; kein Wunder also, dass es der größte Markt in Westafrika ist. Unsere Freunde die in einem Projekt in Kumasi arbeiten, haben uns eher abgeraten hier länger zu bleiben. Sie warnten uns, dass es unglaublich anstrengend und bedrängend auf dem Markt ist, vor allem als Weißer. In meinem Reiseführer steht sogar, dass man sich nicht ohne Guide auf den Markt begeben sollte, da man sonst verloren gehen würde. Dementsprechend hatte ich keine hohen Ansprüche an die Stadt, kann aber im Nachhinein sagen, dass es zwei wunderschöne Tage in Kumasi waren und ich auf dem Markt sogar weniger belästigt wurde als es bei uns in Nsawam der Fall ist.  Es hat sogar Spaß gemacht, über die Stände zu schlendern, sich die Second-hand-Klamotten anzugucken (ich gehe davon aus, dass vieles aus unseren Altkleider Sammlungen kommt)  und mit den Verkäufern zu plaudern und zu verhandeln. In dem Gedränge verlieren wir uns tatsächlich einmal aber sofort zeigen uns die Verkäufer den Weg, den die anderen „Obronis“ gegangen sind und so werden wir schnell wieder zueinander gelotst. Voll und chaotisch ist der Markt natürlich trotzdem, weshalb wir zwischendurch in das CulturalCenter fliehen. Auf dieser Parkanlage liegen eine Bücherei, ein Museum, ein Art-Craft-Store und Cafés. Es ist wenig los und der Ort ist perfekt um herunterzukommen, bevor man sich wieder in das Getümmel stürzt. Die Stadt an sich ist mit ihren grauen Häusern, dem Lärm, Staub und Dreck nicht sonderlich schön, aber die Menschen mit ihren bunten Ständen und Kleidern geben Kumasi seinen ghanaischen Charme. Den Tag verbringen wir also mit ziellosem über-den-Markt-laufen und einer Rischka-Fahrt zu der Kumasi-Mall. Dort betreten wir zum ersten Mal seit langem einen Supermarkt – verrückt wie besonders so etwas, in deutscher Sichtweise „Normales“, mittlerweile für uns ist! Abends gönnen wir uns dann (auch zum ersten Mal seit langen) eine Pizza in einem Restaurant namens „Friend`s Garden“. Dann geht’s zum Feiern in eine der typischen riesigen Bars mit unglaublich lauter Musik und Plastik Stühlen – typisch Ghana eben. Wie auch die letzten Male lernen wir wieder nette Menschen kennen und fallen irgendwann übermüdet in unser Bett. Der nächste Abend wird weniger spektakulär mit Eis von der Tankstelle und Karten spielen verbracht. So vergehen die Tage in Kumasi und schneller als gedacht sitzen wir im Trotro, welches uns nach Nsawam bringen soll.

 
Blick auf Teile des Markts in Kumasi

Rumstöbern in den KlamottenStänden🙈

Unser Rischka-Fahrer


Es ist schon dunkel, als wir wieder an der Sygma-School ankommen. Wir werden freundlich von Grandpa begrüßt, der feststellt, dass wir tatsächlich ein wenig braun geworden sind. Zusammen mit einer Lehrerkollegin holen wir uns in Sakyikrom frittierte Yam zum Abendessen. Ein wenig habe ich unser Dorf mit den gewohnten Häuschen und Gesichtern dann doch vermisst! Weniger erfreulich ist der Anblick unseres Zimmers, dem unsere Abwesenheit nicht gut getan hat. Überall sind Spinnenweben, in unserem Schrank finden wir ein großes Termitennest, in der Toilette Würmer und in unserer Dusche haben es sich Käfer gemütlich gemacht. Angewidert verkriechen wir uns unter dem Moskitonetz. Gut, dass wir noch einen Tag zum Putzen haben, bevor die Schule wieder beginnt…

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